Geschichte und Besonderheit

Parkübersicht, LA Panse, 2008

Schmochtitz findet erstmals 1400 durch einen Eintrag im sog. Geschossbuch urkundliche Erwähnung. Es entwickelte sich 6 km nordwestlich von Bautzen als Gutssiedlung eines erstmals 1568 erwähnten Rittergutes. Ein Münzschatz aus dem 12. Jh., gefunden auf dem Gelände in den 1980er Jahren, belegt die Nähe zur überregionalen Handelsstraße VIA REGIA, die eventuell durch Schmochtitz nach Bautzen-Kamenz führte und hier eine Zollstation hatte.

Der kurfürstlich-sächsische Hausmarschall unter Friedrich August II. und Friedrich August III., Peter August von Schönberg, erwarb im Jahre 1763 das Gut. Er ließ es großzügig ausbauen und einen Rokoko-Garten mit Landschaftstendenzen anlegen. Nach seinem Tod übernahm die einzige Tochter Auguste Charlotte, spätere Gräfin von Kielmannsegge das väterliche Erbe. Sie galt als Agentin der Geheimpolizei Napoleons. Dennoch heiratete sie 1802 einen entschiedenen Gegner Napoleons, den Hannoveraner Gesandten in Sachsen, Graf von Kielmannsegge. Nach der Zerstörung des Anwesens während der Schlacht bei Bautzen im Mai 1813 ließ sie Gut und Park wieder aufbauen.

Ab 1892 gestaltete der neue bürgerliche Besitzer Otto Thost den Park zu einem Landschaftspark und bezog dabei das Kanalsystem des Rokoko sowie die zahlreichen Denkmäler dieser Zeit mit ein. Er erweiterte die Wasseranlagen um den Ringgraben, der markantes Element des nördlichen Parkteils ist.

Seit seiner Entstehung ist der Park durch die Straße nach Loga zweigeteilt. Eine zentrale Lindenallee verbindet das Bischof-Benno-Haus in dem einen Teil mit einer Sandsteinskulptur in Form einer Kokospalme im anderen Teil der Anlage. Diese erinnert an den Besuch des Kurfürsten von Sachsen Friedrich August III. im Jahre 1769. Über eine Brücke erreicht man eine Insel im Wiesenraum nördlich der Hauptachse. Früher stand hier das Denkmal ‚Für meine besten Freunde‘, welches von Schönberg errichten ließ und das später im Wäldchen nahe der Kokospalme neu aufgestellt wurde. Stattdessen wurde hier ein Denkmal von Otto Thost für die Gefallenen des Ortes im 1. Weltkrieg aufgestellt. Weiterentwickelt im Geiste der ökumenischen Versammlung von 1987 zu einem Mahnmal für „Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung“ erinnert es seit Ende der 1990er Jahre nun auch an die Opfer des 2. Weltkrieges und darüber hinaus an alle Opfer von Krieg und Gewalt.

Im Rückraum des Bischof-Benno-Hauses wurden mit der Gesamtrekonstruktion der Anlage im Jahre 1992 Rasenflächen um einen zentralen Brunnen angelegt und in der Art eines barocken Ziergartens mit Buchs gefasst. Nördlich davon beschließt ein kleiner Gartenpavillon diese Anlage, der vermutlich auch unter Thost entstanden ist. Die seitlich stehende steinerne „Sphinx“ wurde durch Gräfin von Kielmannsegge in Erinnerung an den Sieg Napoleons an den ägyptischen Pyramiden in Auftrag gegeben und von Schülern des Zwingererbauers Balthasar Permoser gestaltet.

Fast vergessen ist der Bezug zum sogenannten „Sonnentempel“ im Wäldchen nordöstlich des Parks. Hier befand sich seit etwa der 2. Hälfte des 18.Jh. ein kleiner Pavillon, dessen Reste noch heute auffindbar sind.

Seit 1927 ist die Anlage Eigentum der katholischen Kirche und diente bis 1945 als Priesterseminar. Von 1953 – 1991 wurde sie als kirchliches Landwirtschaftsgut genutzt. Seit 1992 ist hier die Bildungs- und Tagungsstätte des Bistums Dresden-Meißen zu Hause, für die anstelle des 1945 abgebrannten Schlosses ein Seminargebäude errichtet wurde. Es lädt zu Tagungen und Veranstaltungen ein und ist offen für Angebote der Erwachsenenbildung.

Ein örtlicher Wanderweg und der Radwanderweg „Sächsische Städteroute“ erschließen den Park. Zahlreiche kulturelle Veranstaltung machen die Stätte zu einem attraktiven Erholungsziel, das aufgrund der Ferienwohnungen und Appartements auch für längere Aufenthalte geeignet ist.