Herrnhuter Gottesacker

Übersicht, LA Panse, 2008

Landschaftsarchitekturbüro Panse GbR Bautzen, 2008

Die Gründung der Stadt Herrnhut geht bis in das Jahr 1722 zurück. Zu diesem Zeitpunkt stellte der Reichsgraf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf mährischen Flüchtlingen sein Land zur Ansiedelung zur Verfügung und gründete gemeinsam mit ihnen den Ort. Fünf Jahre darauf wurde die Herrnhuter Brüdergemeine ins Leben gerufen. Bald ging von Herrnhut eine ausgedehnte Missionstätigkeit aus. Die Herrnhuter Brüdergemeine besitzt heute weltweit kirchliche und kulturgeschichtliche Bedeutung. Sie ist inzwischen in vier Kontinenten beheimatet.

Der Gottesacker in Herrnhut wurde mit der Beerdigung des Kleinkindes Hans Beyer am 24. November 1730 gegründet. Von dem Zeitpunkt an wurden die Herrnhuter, die vorher in Berthelsdorf ihre letzte Ruhe fanden, in Herrnhut beerdigt. Ein Jahr nach der Gründung wurde um den noch sehr kleinen Begräbnisplatz ein Erdwall errichtet. Diese Umgrenzung wich den Erweiterungen in den Jahren 1738 und 1741. Ein weiteres Jahr später wurden die heute noch sehr markanten geschnittenen Lindenalleen gepflanzt. Um 1755 wurden die Linden durch die Anlage von Hecken ergänzt.

Bis zum heutigen Tag werden die Mitglieder der Brüdergemeine nach dem Geschlecht getrennt bestattet. Man unterscheidet in Brüder- und Schwesternseite. Es fehlen jegliche Ehe- und Familiengräber. Ursprünglich erfolgte eine noch strengere Unterteilung in die einzelnen Chöre, die der zugewiesenen Sitzverteilung in der Kirche entsprach.

Die Grabsteine bestehen aus flachen Steinen, welche ebenerdig auf dem Rasen des Gottesackers aufliegen. Bei den Grabinschriften wird auf ein gleiches Schriftmuster geachtet. Die einheitlichen Steine symbolisieren die Gleichheit aller im Tod und vor Gott. Schließlich sollte jede Gemeinde der Herrnhuter Brüdergemeine einen Gottesacker besitzen. So findet man heutzutage auf der ganzen Welt Friedhöfe, die nach dem Vorbild des Herrnhuter Gottesacker, errichtet wurden.

Am auffälligsten sind für den Betrachter die im barocken Stil geschnittenen Lindenalleen. Sie verbinden den Ort Herrnhut mit seinem Friedhof, der etwas außerhalb am Fuße des Hutbergs liegt. Der Torbogen (1830 errichtet, 1997 erneuert) eröffnet die Allee als Mittelachse, welche die Anlage in Brüder- und Schwesternseite trennt. Die Linden umsäumen hier unterstützt von geschnittenen Hainbuchenhecken die einzelnen Felder des Friedhofs. Als besonderer Blickpunkt wurde auf dem angrenzenden Hutberg ein Altan (1790 errichtet, 1909 erneuert) erbaut. Er bietet eine weite Aussicht in die Umgebung, ist einer der ältesten seiner Art in Sachsen und gilt als Wahrzeichen von Herrnhut. Bei diesem Friedhof handelt es sich um eine Anlage aus der Zeit des Barock, die jeglichen barocken Schmuck und Prunk vermissen lässt und durch ausgesprochene Schlichtheit und die klare Formensprache besticht.

Herrschaftsgarten

Der Herrschaftsgarten wurde im Auftrag des Grafen v. Zinzendorf im Jahr 1728 angelegt. Der mährische Gärtner Johann Töltschig arbeitete daran mit mehreren Geschwistern. Bereits 1731, als Zinzendorf in Kopenhagen weilte, wurde der Garten vergrößert und verschönert. Nach seiner Rückkehr lud Zinzendorf 100 Personen zu Tisch und weihte damit den Garten ein.
Um die Hälfte XVIII Jahrhundert wurde hier auch eine Orangerie eingerichtet, in welcher man Zitronenbäumen, Lorbeer, Granatapfel und Melonen bewundern konnte.
Der Garten diente dem gesellschaftlichen Leben. Hier fanden häufige Veranstaltungen statt, so auch im Juni 1755, als sich hier etwa 1400 Personen versammelten, um Zinzendorfs Rückkehr aus England zu feiern.

Heute kann man die barocke Pracht der Anlage kaum noch erkennen. Die historische Substanz des Gartens ging bei einem Stadtbrand 1945 zum großen Teil verloren. Das Bild des Gartens hat sich geändert - es bezaubert jedoch noch immer mit seinen Blickbeziehungen, Skulpturen und zwei für Herrnhut typischen Gartenhäusern – „Morgen“ und „Abend“ auf der Wiese am Gartenrand.

Garten des Heimatmuseums

Hinter dem 1764 erbauten Haus am Comeniusstraße 6 (heute Heimatmusuem und Touristinformation) befindet sich ein kleiner historisierender Garten. Seine heutige Form wurde erst nach dem zweiten Weltkrieg in Anlehnung an die barocken Gartengestaltungen neu geschaffen.
Seinen geometrischen Charakter erhält die kleine Anlage vor allem durch die axiale Wegeführung, die wegbegleitenden Buchshecken und das in der Blickachse stehende Gartenhaus am Rande des Gartens im Übergangsbereich zur Landschaft.
Das um 1770 errichtete Gartenhaus bestimmt im Wesentlichen das Erscheinungsbild des Gartens und ist eines der schönsten dieser Art in Herrnhut.