Geschichte

Parkübersicht, LA Franz, 2008

Die Ursprünge des Rittergutes Uhyst liegen vermutlich im späten Mittelalter. Caspar von Nostitz (1524 – 1587) wird die Errichtung des ältesten bekannten Herrenhauses, des alten Schlosses, zugeschrieben.[Gemeindeverwaltung Uhyst/Hrsg. (1992): „Uhyst an der Spree“, S. 25] Standort des Mitte des 19. Jahrhunderts abgetragenen Gebäudes war der heutige Wirtschaftshof nordwestlich des Parks. Eine Zeichnung von 1796 zeigt einen weitgehend symmetrisch gegliederten Renaissancebau mit hohem Walmdach.[Gemeindeverwaltung Uhyst/Hrsg. (1992): „Uhyst an der Spree“, S. 23] Die Frontseite wird effektvoll durch einen mittig vorgelagerten Turm mit Welscher Haube und aufgesetzter Laterne betont. Wahrscheinlich, wenngleich noch nicht belegt, ist, dass bereits zu dieser Anlage gärtnerisch gestaltete Partien gehörten. Reichsgraf Christoph von Gersdorff ließ in den Jahren 1738-42 das erhaltene barocke Schloss errichten.[B. Bechter, W. Fastenrath u.a./ Bearb. (1996): „Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen I, Regierungsbezirk Dresden“, Dt. Kunstverlag, S. 836] Es handelt sich um einen dreigeschossigen Bau mit Walmdach, welcher an der Hof- und der Gartenfront durch leicht vortretende Mittelrisalite mit flachen Dreiecksgiebeln gegliedert wird. Der Hofeingang besitzt eine zusätzliche Betonung durch einen auf Säulen ruhenden vorgesetzten Balkon. Nach Fertigstellung des neuen Schlosses zog in das alte eine zuvor in Klix gegründete Schule der evangelischen Brüdergemeine ein. Die Lehranstalt für adelige Kinder erhielt später einen noch bestehenden Neubau an anderer Stelle im Ort.[Eberhard Garbe, Prof. Dr. (2005): „Über die mittelalterlichen Lateinschulen und Adelspädagogien zu Klix, Uhyst an der Spree und Niesky“ in: Oberlausitzer Heimatblätter 05/2005, S. 15 ff.] Im Archiv der Evangelischen Brüder-Unität Herrnhut ist ein Plan aus der Zeit um 1755 erhalten, welcher als „Der Schlossgarten in Uhyst – aufgenommen von Mahler“ bezeichnet ist.[Archiv der Ev. Brüder-Unität Herrnhut, Bestell-Nr.: TS Mp.95.13, ID:4343] Dies legt nahe, dass es sich um einen Bestandsplan handelte. Dafür sprechen die Einzeichnung unregelmäßiger Fußpfade und die weitgehende Übereinstimmung mit noch vorhandenen Geländemarken wie Teich und Kanal. Dargestellt ist ein streng achsial auf das Schlossgebäude ausgerichteter Barockgarten mit aufwändig gestalteten Parterres und Bosketts. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass der Plan neben real wiedergegebenen Strukturen idealisierende oder erst geplante Elemente enthält. Als sicher kann aber gelten, dass die barocke Gartengestaltung zeitgleich mit dem Schlossbau oder kurz danach erfolgte. Neben dem erwähnten Teich und dem Kanal bis heute erhalten ist der vordere Teil der auf den Mittelrisaliten des Schlosses ausgerichteten Hauptachse. Auch der größere Brunnen im dem Bau vorgelagerten Parterre ist um 1755 bereits verzeichnet, der kleinere unmittelbar vor dem Gebäude wurde erst später hier errichtet. Die Ausdehnung des heutigen Parterres deckt sich annähernd mit den auf dem Plan des 18.Jahrhunderts dargestellten Raumstrukturen.

Von den gegenwärtig im Garten vorhandenen vier Sandsteinfiguren entstammen vermutlich nur zwei seiner barocken Gestaltungsphase, ein Putto und eine Figur der Ceres. Die aktuellen Aufstellungsorte entsprechen jedoch nicht mehr den ursprünglichen. Die Plastiken der Zwillinge Apollon und Artemis sollen erst Ende des 19. Jahrhunderts aus dem vier Kilometer südlich gelegenen Mönau hierher verbracht worden sein.[Kathrin Vollbrecht (2003): „Die herrschaftlichen Bauten zu Uhyst an der Spree – Schloss, Kirche, Pädagogium“, Magisterarbeit an der Fakultät für Kunst- und Altertumswissenschaften im Fachbereich Kunstgeschichte, Matin Luther-Universität Halle-Wittenberg, S. 42] Mitte des 18. Jahrhunderts gab es zahlreiche weitere Figuren, welche im Verlauf des 19. Jahrhunderts abgebaut und angeblich in den Fundamenten der benachbarten Mühle verbaut worden sind.[Gemeindeverwaltung Uhyst/Hrsg. (1992): „Uhyst an der Spree“, S. 25]

Ob und in welchem Ausmaß es bereits Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu einer landschaftlichen Umgestaltung des Barockgartens kam, ist gegenwärtig noch nicht nachzuvollziehen. Überliefert ist, dass Burggraf Heinrich zu Dohna, Besitzer von 1801 bis 1824, ein neues Gewächshaus am Schwanenteich errichten ließ und sich um den Erhalt des alten Baumbestandes Verdienste erwarb.[Gemeindeverwaltung Uhyst/Hrsg. (1992): „Uhyst an der Spree“, S. 24] Die Folgezeit war geprägt von häufigen Besitzerwechseln und einem eher betriebswirtschaftlich bestimmten Umgang mit den Gärten. Nachdem bereits das Gros der Plastiken entfernt worden war, wurden Teile der Gärten landwirtschaftlich genutzt, Teiche verfüllt und an Stelle des alten Schlosses Wirtschaftsgebäude errichtet. Gleichzeitig kam es zu einer gewinnorientierten Holzentnahme, welcher seinerzeit wohl der größte Teil des Baumbestandes zum Opfer fiel. 1856 erwarb der königliche Kommissionsrat von Kassel das Gut. Offenbar an einer nachhaltigeren Bewirtschaftung interessiert, ließ er Schloss und Kirche in Stand setzen und erweiterte den Park.[Gemeindeverwaltung Uhyst/Hrsg. (1992): „Uhyst an der Spree“, S. 25] Es ist wahrscheinlich, dass die erhaltenen ältesten Gehölze ebenso wie Teile der landschaftlichen Gestaltung auf die Zeit von Kassels zurückgehen. Dafür spricht auch das anzunehmende Alter der Gehölze. Von Kassel vermachte das Gut seinem Schwiegersohn Ernst Sylvester Matthias von Bredow, welcher es 1883 wieder veräußerte. Wann die Umgestaltung des bereits im Plan des 18. Jahrhunderts enthaltenen, ursprünglich regelmäßigen Schwanenteiches mit seiner Insel im landschaftlichen Sinne genau erfolgte, ist noch nicht bekannt. Der Schlossgraben westlich der Brücke ist heute mit bemerkenswerten alten Hortensien (Hortensia panniculata) bestanden. Die Gehölze stellen einen bedeutenden Gestaltungsaspekt für den umgebenden Bereich dar. Zusätzlich wird er durch eine teichartige Aufweitung des Gewässers geprägt. Auch diese entstammt einer nachbarocken Gestaltung.

Die verfügbaren topographischen Karten gewähren über die frühere gestalterische Anordnungen von Gehölzen kaum Aufschluss. Immerhin lassen sie erkennen, dass sich das vorhandene Wegesystem mindestens seit 1884 kaum verändert hat.[Karten von 1859, 1889 (Bundesarchiv Berlin), 1884,1906, 1923 und 1938 (Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden), Luftbilder der letzten Jahrzehnte geben einen gehölzfreien Raum südlich des Wassergrabens und des formalen Parterres wieder.[Aufnahmen von 1959, 1969 und 1976, Bundesarchiv] Hier wird die vom Schloss ausgehende Blickperspektive ihren Abschluss in einer landschaftlichen Gehölzkulisse gefunden haben. Seit dem 19. Jahrhundert dürfte der südliche Parkausgang in Richtung Kirche durch ein versetztes Paar Stieleichen betont worden sein. Dies ist durch erhaltene Einzelgehölze und Stubben noch nachvollziehbar.

Die letzten privaten Rittergutsbesitzer gehörten der bürgerlichen Familie Kluge an. Nach Kriegsende 1945 wurde sie enteignet. Es folgten eine Nutzung des Schlosses als Krankenhaus und Umbauten, welche die historische Substanz schädigten. Auch unterblieb fortan weitgehend die Pflege der landschaftlichen Gartenbereiche. Nach Auszug des Krankenhauses steht das Schloss seit Jahren leer, bei noch nicht endgültig geklärten Eigentumsverhältnissen. Der Park ist aber erstmals in seiner Geschichte öffentlich frei zugängig. Nennenserte Instandsetzungsarbeiten an der historischen Substanz sind auch seit der Wiedervereinigung noch nicht erfolgt. Eine andersgeartete Aufwertung erfolgte durch Anbringung moderner Kunstinstallationen an ausgewählten Altbäumen.

Besonderheit

Der Schlosspark Uhyst steht in einem engen gestalterischen und geschichtlichen Zusammenhang nicht nur mit der Schlossanlage, sondern auch dem Dorf einschließlich Kirche sowie der umgebenden Teich- und Waldlandschaft. Die erhaltene strukturelle Verzahnung dieser Elemente begründet einen Teil des Wertes der Anlage. In diesem Zusammenhang zu nennen ist auch die den weiter gefassten Schlosspark im Westen begrenzende historische Lindenallee an der Schöpsdorfer Straße.

Der Park an sich verdeutlicht anschaulich die Fortentwicklung einer geschlossenen barocken zu einer landschaftlichen Anlage, welche durch wiederholte Brüche gekennzeichnet war. Elemente und Gestaltungen aller bedeutenden Entwicklungsphasen sind noch vorhanden. Sie stellen nicht nur isolierte Zeitzeugen dar, sondern können nach erfolgter Instandsetzung Grundlagen einer kompositorischen Einheit bilden.

Die bis heute erhaltene ursprünglich barocke Quergliederung des Gartens durch einen Kanal erinnert ebenso wie die Architektur des Schlosses an niederländische Vorbilder. Dies wird bei einem Vergleich mit Anlagen wie Oranienbaum bei Dessau oder dem berühmten Het Loo deutlich. Bislang wird für Uhyst von einem italienischen Architekten für das Schloss ausgegangen, Genaueres ist jedoch bislang nicht bekannt. Ob es auch eine bewusste Orientierung an niederländischen Anlagen gegeben hat, wäre noch zu untersuchen. Ein weiterer Aspekt ist, dass der junge Fürst Hermann Pückler-Muskau das Pädagogium in Uhyst besuchte. Später wurde er als einer der bedeutendsten Gartenkünstler des 19. Jahrhunderts bekannt. In wieweit er Inspirationen aus den Uhyster Gärten gewann, ist nicht überliefert, gekannt haben wird er sie aber zweifellos.