Geschichte

Parkübersicht, LA Panse, 2008

Landschaftsarchitekturbüro Panse GbR Bautzen, 2008

Bereits im 16. Jahrhundert soll es einen zur Gutsanlage gehörenden Schlossgarten gegeben haben, der nördlich des Gutes lag. Es wird vermutet, dass die alten Eichen (ca. 500 Jahre) in diesem Bereich überkommene Reste dieses Schlossgartens sind. Um 1700 soll der Garten um einen Lustgarten im Bereich der heutigen Kulturanlage mit Wasserspielen, Rabatten und Heckenlabyrinth erweitert worden sein. Die heute in diesem Bereich noch vorhandene Grotte und das Wasserbecken sind jedoch keine barocken Gartenelemente, sondern stammen aus der landschaftlichen Gestaltung um 1900. Bereits um 1800 soll der Garten nach Motiven des Englischen Landschaftsgartens umgestaltet worden sein. Die grundlegende Umgestaltung zu einem Landschaftsgarten und die flächenmäßige Vergrößerung erfuhr der Park ab den 1840er Jahren.

Der neue Besitzer von Rothenburg, Wigand Adolph Freiherr von Gersdorff, ließ Flurstücke der Gemarkung Noes an den Garten angliedern und den gesamten Park nach dem Vorbild des Landschaftsparks des Fürsten Pückler in Muskau umgestalten bzw. neu anlegen. Aus dieser Gartengestaltung stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit die nördlich gelegenen weitläufigen Partien des Parks, die besonders durch weite Wiesenflächen mit Baumgruppen und Solitärgehölzen geprägt sind. In diese Zeit fallen auch das heute noch in weiten Teilen des Parks vorhandene Wegesystem und die Anlage des Parkteiches. Auf Karten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist zu sehen, dass der Teich durch zwei Zuläufe gespeist wurde – von Norden durch den noch vorhandenen Graben über das ehemalige Gärtnereigelände und von Süden her über einen Graben, der aus Richtung Nordwestecke des Rittergutsgeländes kam.

1883 erwarb Justus Friedrich Martin (ab 1907 von Martin) das Rittergut und den dazugehörigen Park. In der Folgezeit wurde der Park in Teilbereichen umgestaltet und die vorhandenen Gehölzbestände durch eine große Anzahl dendrologisch interessanter Bäume bereichert. Diese Artenvielfalt ist auch heute noch für den Park prägend. In der Martinschen Zeit wurden ebenfalls die umfangreichen Rhododendron- und Azaleenpflanzungen eingebracht. Ein zentraler dekorativer Punkt der Gesamtanlage wurde der eher als Zierstück zu verstehende Bereich mit der Grotte im Gelände der heutigen Kulturanlage. Nach Norden erschloss eine Treppenanlage vermutlich ein tieferliegendes Parterre. Von hier aus, wieder über eine leichte Geländeschwelle abgesetzt, gelangte man in den Senkgarten mit seinem sechseckigen Wasserbecken. Die genaue Gestaltung der Anlage lässt sich durch die baulichen Veränderungen der 1950/60er Jahre nicht mehr exakt nachvollziehen. Weitere durch Martin veranlasste und im Park errichtete Architekturen waren der Pavillon am Parkteich in orientalischem Stil, die Mooslaube in der Nähe des Mühlgrabens, die Parkeingangstore (erhalten Eingang Noes) und die Formsteine der Brückengeländer. Im Nordwesten des Parkes – auf dem Gelände der späteren Gärtnerei – entstanden eine hypodromartige und eine regelmäßige Anlage mit halbrundem Abschluss, die möglicherweise als Rosengarten genutzt wurde. Das Einbeziehen von architektonischen Formen in die Gestaltung eines Landschaftsparks weist auf die Lenne´-Meyer-Schule hin. Nördlich der oben beschriebenen Grottenanlage, auf der heutigen freien, runden Rasenfläche mitten im Baumbestand, befand sich ein Gemüsegarten mit überständigen Obstbäumen. 1926 wurden für diese Fläche von Gartenarchitekt Rudolf Wehrhahn zwei Entwürfe für die Umgestaltung in einen Rosengarten gefertigt und in der Fachzeitschrift Gartenwelt veröffentlicht. Ob einer der Entwürfe realisiert wurde, ist nicht nachvollziehbar.

Während der massiven Kampfhandlungen im Frühjahr 1945 wurde der Park durch die Einrichtung von Geschützstellungen und Schützengräben sowie durch den starken Beschuss schwer in Mitleidenschaft gezogen. Ein Großteil der Parkanlage wurde zerstört. Die Familie Martin wurde nach dem 2. Weltkrieg entschädigungslos enteignet. Rittergut und Park wurden Volkseigentum. Bald nach Kriegsende schlossen sich Natur- und Heimatfreunde der Stadt Rothenburg in der Arbeitsgemeinschaft „Rothenburger Park“ zusammen, um die größten Schäden in der Anlage zu beseitigen und Holzeinschlag und Anlage von Gartenland einzudämmen. Das Gelände der Parkgärtnerei wurde als Bodenreformland zur landwirtschaftlichen Bewirtschaftung vom übrigen Parkgelände gelöst.

Eine schwere Einbuße mussten das Rittergutsgelände und der Park 1949 mit dem Abriss des Schlosses und weiter Teile der Wirtschaftsgebäude hinnehmen. Im südlichen Park begann man Ende der 1940er Jahre mit der Anlage von Einbauten für kulturelle Zwecke. In freiwilligen Aufbaustunden wurde 1949 eine Freilichtbühne errichtet. In den Hang nördlich des ehemaligen Rittergutsgeländes wurde 1952 eine Freitreppe gebaut, die nun den neuen Haupteingang in den Park darstellte. Nördlich der Freilichtbühne errichtete man im Bereich der Grottenanlage eine so genannte Kulturanlage mit Umkleideräumen für die Bühnenkünstler, Räumen für die gastronomische Versorgung, ein Toilettengebäude, eine überdachte und offene Tanzfläche. Die Kulturanlage wurde 1968 eingeweiht. Der damals als Volks- bzw. Stadtpark bezeichnete Park wurde durch ein Freiluftschachspiel, Bänke, Parkbeleuchtung und eine „Feuerwerkswiese“ ergänzt. Ende der 1960er Jahre wurde ebenfalls die Wasserzufuhr zum Parkteich geändert. Da der Parkteich immer wieder trocken fiel, wurde der Wigandkanal quer durch die Wiese unterhalb des ehemaligen Schlossstandortes angelegt. Zur 700 Jahr-Feier von Rothenburg 1968 konnte der Teich dadurch wieder gefüllt werden und war „Heimstätte“ für Schwäne und Enten. Längerfristig stellte sich dies nicht als günstige Lösung für die Wasserzufuhr des Teiches heraus, da es in den Folgejahren bis in die heutige Zeit immer wieder Probleme mit der Wasserzufuhr und -haltung gab. In den 1950/60er Jahren wurden ebenfalls verschiedene Neuanpflanzungen vorgenommen, die heute noch den südlichen Parkteil prägen.

Besonderheit

Der Stadtpark von Rothenburg zeichnet sich durch eine hohe Vielzahl dendrologisch interessanter Gehölze aus. Neben Gehölzen mit unterschiedlichen Blattformen wurden Bäume und Sträucher mit markanten Blattfarben verwendet. So befinden sich in diesem Park neben dunklen Koniferen rot- und graulaubige Gehölze wie bspw. Blutbuchen, Silberahorne oder Graupappeln. Eine Besonderheit stellt das Vorkommen von verschiedenen Eichen dar. Außer einigen z. T. 500 Jahre alten Stieleichen sind noch 8 weitere Eichenarten(Traubeneiche, Zerreiche, Ungarische Eiche, Schindeleiche, Pyramideneiche, Roteiche, Bastardeiche, Sommereiche) vorhanden, die teilweise sehr selten sind. Im südlichen Parkbereich dominieren auffallende Blütengehölze wie Rhododendren, Tulpenbäume und Magnolien.