Geschichte

Übersicht, LA Panse, 2008

Landschaftsarchitekturbüro Panse GbR Bautzen, 2008

Die Geschichte des Ölberggartens beginnt im Jahr 1464. Der spätere Bürgermeister von Görlitz Georg Emmrich leistet sich einen sittlichen Fehltritt und muss auf Anweisung seines Vaters als Buße eine Pilgerfahrt zu den heiligen Stätten nach Jerusalem unternehmen. Fasziniert von dem Gesehenen veranlasst Emmrich den Nachbau der Jerusalemer Stätten außerhalb von Görlitz. In den Jahren 1481 bis 1504 wurden zunächst die Kreuzkapelle und das Heilige Grab errichtet. Der Ort wurde anhand der landschaftlichen Gegebenheiten und der vorhandenen Topographie ausgewählt. So konnte auch das Umfeld der in Jerusalem gelegenen originalen Anlage auf den Nachbau in Görlitz übertragen werden. Der nördlich des nachgebauten Heiligen Grabes gelegene Bacheinschnitt wurde demzufolge in „Kidrontal“ umbenannt, der Bach hieß fortan „Kidron“, der hinter dem Bach ansteigende Berg wurde als „Ölberg“ bezeichnet, die Wiese dazwischen wurde zur „Jüngerwiese“. Die landschaftliche Gestaltung des „Ölbergs“ erfolgte erst nach Beginn des 19. Jahrhunderts. Bis dahin zierte den „Ölberg“ lediglich der von Franziskaner Mönchen gepflanzte „Ölbaum“, ein Spitzahorn. Der Ölberggarten stellte für die Mönche eine Station an ihrem Prozessionsweg dar. Im Jahre 1923 begannen schließlich die ersten Arbeiten am Ölbergkomplex. Unter dem damaligen Gartenbaudirektor Heinrich Diekmann entstand der durch Streuobstwiesen geprägte Ölberggarten wie man ihn heute kennt und erleben kann.

Besonderheit

Das Ensemble aus Ölberggarten, Heiligen Grab, Kreuzkapelle und Krematorium mit zugehörigem Friedhof wurde nach Vorbild der heiligen Stätten in Jerusalem errichtet. Dieser allegorische Landschaftsgarten ist der älteste in dieser Form erhaltene in ganz Deutschland. Außerdem gilt die Anlage von allen europäischen Nachbauten der heiligen Stätten als diejenige, die dem Original am nächsten kommt. Ursprünglich lag die gesamte Anlage außerhalb der Stadt Görlitz. Das Bevölkerungswachstum und das damit verbundene Wachstum der Stadt ab dem 19. Jhd. führten zu der heutigen Lage innerhalb von Görlitz. Der Ölberggarten befindet sich im Bereich zwischen dem im Norden gelegenen Krematorium und dem im Süden befindlichen Heiligen Grab. Die vor Ort anstehenden großen steinigen Hänge wurden geebnet und in Terrassen gegliedert. Auf dem höchsten Punkt erhebt sich das 1913 erbaute Krematorium, den tiefsten Punkt bildet der See, in den der „Bach Kidron“ fließt.

Die Gestaltung der gesamten Parkanlage nimmt Bezug auf das dominierende Krematorium. Besonders deutlich wird das durch die Wegeführung und die damit verbundenen Raumbildungen. Vor dem Krematorium erstreckt sich der Rosengarten. Bis 1936 war dieser Bereich von einer mit Schlingrosen bewachsenen Rundholzpergola gerahmt. Um den Garten herum pflanzte man Haselnusssträucher, von denen einige bis heute erhalten sind. Die fensterartigen Ausschnitte der Pergola sollten einen Blick in die malerische Landschaft gestatten. Heute wird dieser Teil des Gartens von Abendländischen Lebensbäumen umrahmt. Vom Rosengarten hinab führt eine Freitreppe, rechts von ihr befindet sich der historische Standort des „Ölbaumes“. Derzeit ist an dieser Stelle ein 150 Jahre altes Exemplar eines Spitzahorns zu bewundern. Westlich davon befand sich früher ein Spielplatz und ein Stück weiter in Richtung Friedensstraße erstreckte sich ein Stauden-Senkgarten, der viele botanisch seltene Pflanzen darbot.

Eines der Hauptgestaltungselemente bildet die große Streuobstwiese. Freigehalten wurde nur der mittlere Teil, die sogenannte „Jüngerwiese“. Diekmann verwendete für die Obstwiese hauptsächlich Halbstämme. Er gewährleistete damit die ungestörte Aussicht von den höheren Teilen des Berges auf die Stadt. Gepflanzt wurde in strengem Raster. Im Süden des Ölberggartens befindet ein Teich, der von dem Bach „Kidron“ gespeist wird. Am Ufer lädt eine Plattform mit Sitzbänken zum Verweilen ein. Der Teich, in dessen Mitte sich eine kleine Insel erhebt, ist gesäumt von Rhododendren und einer Trauerweide. Von hieraus gelangt man schließlich in den südlichen Teil der komplexen Anlage. Hier befindet sich die Nachbildung des Heiligen Grabes und der Kreuzkapelle.