Geschichte

Parkübersicht, LA Panse, 2008

Landschaftsarchitekturbüro Panse GbR Bautzen, 2008

Die Geschichte des Parks von Großharthau ist eng mit dem Personenkreis des Sächsischen Hofes des 18. Jahrhunderts verbunden. Die Auftraggeberin für die heute noch erhaltene barocke Anlage war die damalige Besitzerin Christiane Charlotte Gräfin von Flemming (1668-1738), die familiäre Beziehungen zu den bedeutenden Familien Vitzthum von Eckstädt und von Watzdorf hatte. Ihre herausragende gesellschaftliche Stellung bedingte die vergleichsweise großzügige und wertvolle Ausstattung des Parks mit reichem plastischem Schmuck, Brunnenanlagen und Orangerien.

Bereits Anfang des 19. Jahrhundert verlor der Park jedoch seine Bedeutung und wurde partiell landschaftlich überformt. Erst Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte ein neuer Besitzer - Prinz Günther Sizzo von Leutenberg (später von Schwarzburg, 1860-1926) – die historische Wertigkeit der Anlage. Er ließ den Park nach barockem Vorbild unter Beibehaltung der vorgefundene Geländemodellierung wiederherstellen. Die Anlage wurde so neobarock überformt und gestaltet. In seitlich gelegenen Bereichen wurden Gartenpartien im Zeitgeschmack der Jahrhundertwende (1900) neu angelegt. Einen schweren Verlust erlitt der Park 1949 mit dem Abriss des ausgebrannten Schlosses. Der Standort des ehemaligen Schlosses ist heute als befestigte Fläche, die von einer Hainbuchenhecke umgeben ist, gekennzeichnet. Seit den 1960er Jahren befindet sich der Park in ständiger Pflege und wird als öffentliche Parkanlage genutzt.

Besonderheit

Das Beeindruckende an der Anlage von Großharthau ist die erhaltene barocke Grundgliederung des in drei Terrassen angelegten Gartens. Ausgangspunkt ist das Gelände des Rittergutes mit seinem ortsbildprägenden Torhaus. Von diesem erschließt sich die Hauptachse des Gartens in südliche Richtung. Der Gutsbereich wird vom Park durch die Wesenitz abgetrennt die harmonisch in die Gesamtgestaltung eingebunden wurde. Über eine steinerne Brücke erschließt sich die erste Gartenterrasse mit einem großen Rasenparterre und seitlich gelegenen Bosketts – dichte Gehölzpflanzungen als Kontrast zur hellen Fläche der Rasenspiegel. Das Parterre selbst wurde nach dem Zweiten Weltkrieg umgestaltet und bietet sich uns heute in einer stark vereinfachten Form dar. Die seitliche  Begrenzung bilden mit niedrigen Hecken unterpflanzte Lindenreihen. Eine solche Kombination von geschnittener Hecke und darin stehenden, oft ebenso in Schnitt gehaltenen Bäumen ist ein typisches Element barocker Gartenanlagen, wenn auch die Pflanzungen in Großharthau neueren Ursprungs sind.

Südlich erweitert sich die Gartenebene halbrundartig und endet an einer Treppe die zur zweiten Gartenterrasse führt. Vor der Sandsteintreppe befindet sich ein wiederhergestellter Rundbrunnen. Das sich ehemals an diesem Standort befindliche runde Fontänenbecken, in dem eine Sandstein-Brunnensäule mit vier wappentragenden Bären stand, wurde im 19 Jh. errichtet und ging 1945 verloren. Die Wiederherstellung des Brunnens – wenn auch in schlichter Ausformung – ist gartenkulturhistorisch zu begrüßen.

Auf der Böschungsoberkante des Halbrunds stehen sechs barocke Skulpturen die dem Bildhauer Permoser zugeschrieben werden und die vier Jahreszeiten und zwei allegorische Frauengestalten (Flora und Pomona) darstellen (ca. um 1730). Auf der obersten Gartenterrasse bilden zwei pavillonartige Gebäude, die wohl ursprünglich für die Unterbringung einer Pflanzensammlung konzipiert waren, den Abschluss des barocken Parkteils. Nach Osten und Westen schließen alte Lindenalleen den zentralen barocken Garten ab. Die Alleen weisen ein beachtliches Alter auf und dürften noch aus der barocken Entstehungszeit des Gartens stammen. Die seitlichen Partien des Großharthauer Parks sind landschaftlich z.T. waldartig gestaltet und Zeugnisse der Gartengestaltung des 19. und 20. Jahrhunderts. Besonders apart ist der frühere Schwanenteich mit seiner Insel und den umlaufenden Alleen aus geschnittenen Linden. Bemerkenswert ist eine als Naturdenkmal ausgewiesene ca. 470-Jährige Stieleiche mit einem Stammumfang von 6,20 m im südwestlichen landschaftlichen Teil des Parks.