Geschichte und Besonderheit

Am östlichen Ortseingang des längsten Straßendorfs Deutschlands befindet sich der Polenzpark in Cunewalde. Geschwungene Wege führen durch einen teichreichen Landschaftspark, der u.a. Reste einer sogenannten „Fliehburg“ aus dem 12./13. Jh. enthält. Diese frühdeutsche Wehranlage diente den Bewohnern der umliegenden Höfe in Kriegs- und Notzeiten zum Schutz.

Hier befand sich die alte Hofanlage - durch Wassergraben mit Zugbrücke gesichert. 1702 ließ Carl Gottlob von Ziegler und Klipphausen das Wohnhaus als Schlösschen umbauen und eine zweibogige Steinbrücke errichten. Sie führte zu einer bereits vor 1700 gepflanzten „Drei-Etagen-Linde“, deren untere Holz-Ebene auf Steinsäulen ruhte. Bis 1780 erfolgte die Einebnung der Fliehburg, wobei der nördliche Wallbereich als „Promenade“ weiter genutzt wurde. Von hier führte ein Weg in das parkartige „Gehege“, dem Areal der heutigen Kleingartenanlage, in dem auch eine „Einsiedelei“ als Futterplatz für Fasanen diente. Bereits um 1790 sollen dem Herrenhaus ein kleiner Garten mit Küchenteich südlich vorgelagert und im Gutsgelände ein Lustgarten mit Gartenhaus vorhanden gewesen sein. Im Jahr 1798 ließen die Besitzer den Mühl- oder Schlossteich anlegen.

Schließlich wurde unter dem sächsischen Kammerherrn und Klostervogt von Marienthal, Julius Curt von Polenz, im Jahre 1855 das alte Schloss im neogotischen Stil umgebaut. Der südliche Garten wurde als „Untergarten“ mit überdachtem Sitzplatz, Fontänen-Becken und wertvollen Gehölzen gestaltet, 1870 der Schanzenteich angelegt.

Nach einem Großbrand 1877 ließ der Besitzer den neuen Gutshof nordöstlich des Schlosses errichten und an Stelle des früheren Gutshofes nordwestlich einen neuen Park nach Plänen des Hofrats und Königlich-Sächsischen Obergartendirektors J.C. Friedrich Bouché anlegen. Um ca. 1800 entstand so vermutlich unter Beteiligung des Dresdner Stadtgärtners Degenhardt ein landschaftlicher Garten mit verzweigtem Wegesystem, Ziergehölzen, Schmuckbeeten und Sitzplätzen. Untergarten und Schanze mit altem Eichenbestand wurden einbezogen und zwei neue Teiche ergänzten die übrigen zur Forellenzucht und Fischhaltung. Heimische Gehölze aus dem Forst dienten der Kulissenbildung, dendrologische Besonderheiten wurden von externen Lieferanten bezogen. Die Wiesen zwischen Park und Gehege wurden zur Verbindung von Park und Landschaft bepflanzt. Bemerkenswert sind die Pflanzung damals moderner Rhododendron-Sorten und zahlreicher Obstgehölze im Umfeld des Schlosses. Das Rittergut übernahm 1894 nach dem Tod seines Vaters Wilhelm von Polenz (1861-1903), der u.a. mit Zola, Tolstoi und Hauptmann befreundet war und als Anhänger des Naturalismus kritische Werke schrieb. Seit 1909 ehrt ihn ein Denkmal mit Bronzerelief des Dresdner Bildhauers A. Kramer.

Nach dem Krieg verwilderte der Park: Mit Abbruch des Schlosses 1948/49 verlor er seinen gestalterischen Bezugspunkt. Um 1960 wurden Teile des Inselteiches für den Bau von Ställen verschüttet. Direkt in die Parkteiche eingeführte Fäkalien schädigten den Bestand und prägende Gehölze wie z.B. Trompetenbaum und Traubenhortensie verschwanden. Schließlich brach im Dezember 1991 die Drei-Etagen-Linde durch Windeinwirkung. Ab 1986 kümmerten sich  Ehrenamtliche um den Park und nach der politischen Wende wurden zwischen 1992-1996 Maßnahmen zur Wiederherstellung und Pflege des Parks durchgeführt – so u.a. an Eiskeller, Bogenbrücke und nördlicher Schlossmauer. Die Drei-Etagen-Linde wurde nachgepflanzt, die Ställe abgebrochen und 2000 das Schützenvereinshaus mit erdüberdeckter Schießanlage errichtet. Historische Geräte zur Bewirtschaftung erinnern an den landwirtschaftlichen Bezug der Guts- und Parkanlage.